Plattkring Vorsfelde Wendschott

Plattkring Vorsfelde Wendschott

Donnerstag, 9. November 2023 im Niedersachsenhaus Wendschott

Erinnerungen an zwei Vorsfelder Plattlegenden wurden wach beim Treffen des Plattkring Vorsfelde Wendschott mit einem Film von 2012 aus der Reihe „Plattdütsch underwegens.
Im historischen Ambiente des Niedersachsenhauses sahen ihn über zwanzig Anwesende

Autor und Regisseur Siegfried Mahlmann auf einem Rundgang durch Vorsfelde.

Ein Interview mit der früheren Leiterin des Plattdeutschen Kreises, Gertrud Schnelle, in der Petruskirche bildete den Auftakt. Warum der Beiname Vorsfeldes Pottwosthusen ist, war schnell erkärt: Der Schweinemarkt war früher ein Ereignis, das Menschen aus der ganzen Umgebung anzog. Im Herbst wurde geschlachtet und Pottwurst hergestellt , in jedem Haus nach Familienrezept.

Am Bronze-Eber „Kalli“ befragte Mahlmann Stadtführer Günter Grahs zum Vorsfelder Wappen, das von einem Siegel von 1717 übernommen wurde. Weiter ging es zum Storchenhaus, wo seit 1860 Adebar seinen Nachwuchs großzieht.

Daneben befindet sich das frühere Wohnhaus von Carl Grete, verdienter Bürgermeister und Freund von Hoffmann von Fallersleben. Eine Tafel erinnert an die Zeit der beiden, die politische Veränderungen für unser Land mit sich brachte.

Das Scharfrichterhaus in der Meinstaße lag früher außerhalb des Ortes, heute „mittenmang“. Der Scharfrichter war ein wichtiger Mann, da er auch heilkundig war. Die ehemalige Gaststätte „Zur Wildsau“, heute Trattoria, war sozialer Treffunkt der Ackerbürgerstadt mit kleinem Ladengeschäft, an das sich einige Anwesende noch gut erinnern.

Dammtorplatz ist der alte Name vom Ütschenpaul , hier befand sich der Eingang zum Ort,
der nachts geschlossen wurde. Auf alten Postkarten ist die Nutzung als kleiner Marktplatz ersichtlich. Die plattdeutsche Bezeichnung „Ütschenpaul“ bedeutet „Frösche-Pfuhl“.

Zum Imkerhaus von 1590 als ältestes Gebäude der Eberstadt wies Grahs auf die kunstvolle Gestaltung der Fassade und die Bedeutung des Hauses für den Kornhandel hin. Große Kornböden dienten der Lagerung und ein Windenrad dem Verladen der Getreidefuhren. Das „Stedeken“ war Handels- und Umschlagplatz auf dem Weg von der Magdeburger Börde nach Celle und weiter an die Küste.

In der Klönrunne wurden die geschichtlichen Fakten um persönliche Berichte ergänzt z. B.

Über das Lebensmittelgeschäft an der Gaststätte Wildsau, wohin die Kinder der Nachbarschaft zum Einholen geschickt wurden.

Hans Bertram vertellte „Stippstöreken“ über dörfliche Originale, die Heiterkeit auslösten und auch zum Nachdenken anregten. „Es wird deutlich, in welch materiellen Überfluß wir heute leben und wie wichtig immer noch eine intakte soziale Gemeinschaft ist“,

war das treffende Schlußwort von Stephanie Neumann.

Platt in Pottwosthusen

am 30. September 2023 um 16 Uhr

Eröffnung und Begrüßung; Rolf Ahlers, Plattbeauftragter der Braunschweigischen Landschaft und Rita Deiders vom Heimatverein Vorsfelde erläutern die aktuelle Situation des Plattdeutschen in der ostfälischen Sprachregion.

„Dat, wat den Bauk taufräden maket – von Greuntüg bet Knallkööm“.

Plattfluencerin „Ballerdutje“ Hilka Jeworrek präsentiert in ihrem interaktiven Vortrag einen humorigen Exkurs in die Sprachwissenschaft am Beispiel plattdeutscher Begriffe für Lebensmittel.

Der Auftritt erfolgt spontan wechselnd auf Platt- und Hochdeutsch, um für alle Anwesenden gut verständlich zu sein.Die Plattfluencerin steht im Anschluß für Fragen und Austausch zum Niederdeutschen bereit.

Ostfälische Tungenbräker und Stippstöreken ut Nordsteimke – Siegfried Mahlmann, Meike Koch und Elisa Sperber. Fischers Fritze kennt jeder, aber wo verknutt ein sik de Tung op Platt?

“Wat gifft et Niees in`n Dörpe?“ Edmund Walgenbach aus Rühen gibt Einblicke ins Dorfleben mit Witz und Augenzwinkern.

“Rätsel und Reime“ Der neugegründete Platt-Kring Vorsfelde/Wendschott stellt sich vor und lädt zum Miträtseln ein.

Liedvortrag der Grundschule Wendschott: Schulleiterin Stephanie Neumann präsentiert mit ihren Schülerinnen und Schülern zwei plattdeutsche Lieder, die Sie alle kennen und lieben.

“Dat, wat den Bauk taufräden maket“ Teil 2 Ballerdutje Hilka Jeworrek .

Der Auftritt erfolgt spontan wechselnd auf Platt- und Hochdeutsch, um für alle Anwesenden gut verständlich zu sein. Die Plattfluencerin steht im Anschluß für Fragen und Austausch zum Niederdeutschen bereit.

Christiane Scarpino, Vorsfelde. Die Schauspielerin der Plattdeutschen Bühne Braunschweig trägt Anekdoten im überregionalen Bühnenplatt aus dem Buch „Nich argern, blotts wunnern“ von Renate Kiekebusch vor.

„Mien Lewen – gode Tieden, sware Tieden“. Elisabeth Stelter aus Wendschott.

All negentig un noch ümmer veel tau vertellen! Die Seniorin blickt auf ein langes Leben

zurück und gibt im besten Wendschotter Platt persönliche Einblicke in fast 100 Jahre erlebte Geschichte.

Platt in Pottwosthusen –

nu ok in Wendschott

Monatstreffen 2023 der Vorsfelder und Wendschotter Plattdüütschen

am 2. Donnerstag von 17 bis19 Uhr

Im Niedersachsenhaus Wendschott, Wendenstraße 14

am 11.Mai,13.Juli, 14. September, 9. November

Im Schwalbennest Vorsfelde,

An der Meine 27

am 8. Juni, 10. August, 12. Oktober, 14. Dezember

Informationen und Anmeldungen bei

Rita Deiders 05363-74021

Vorkenntnisse sind nicht erforderlich, jede/r ist willkommen, wir lernen mit Spaß und Freude.

Tro dik wat, snack platt!

Heimatverein Vorsfelde Dorfverein Wendschott

Heimatverein Vorsfelde e. V.

Platt in Pottwosthusen un Wendschott

Bericht vom 11. Mai 2023

Wat hat Oogen un kann nich kieken?“, „Wo liet de Haas am wärmsten?“ Diese und andere ostfälische Scherzrätsel knackte die Plattdeutschgruppe Vorsfelde/Wendschott und trainierte dabei spielerisch Vokabeln und Aussprache.

Die gemütliche Wilhelm-Daehre-Stube im Wendschotter Niedersachsenhaus bot die richtige Stimmung für „Stippstöreken“ von Elisabeth Stelter, die in ostfälischem Platt aus ihren 90 Lebensjahren erzählte. Dazu gehörten auch Reime und Lieder, die zum Mitsprechen und -singen animierten. So war der Lernerfolg hörbar, was insbesondere Frank Wöhner und Michael Kienapfel freute, die als Vorstandsmitglieder des Dorfvereins auch Gastgeber waren.

Unser Anliegen ist der Erhalt und die Pflege des Kulturgutes Plattdeutsch, und für unsere Region ist die ostfälische Variante üblich“, betonte auch Stefan Lorenz. Irmgard Grote, Krischan Rakebrand und Gertrud Schnelle waren produktive Plattautoren, die ein umfangreiches Werk hinterlassen haben, auf das gern zurückgegriffen wird.

Platt von der Küste, aus Müden/Aller und Bodenteich war auf Schautafeln zu sehen und die Unterschiede in Schrift und Sprache erörtert. „Platt sollte im Alltag wieder heimisch werden“, meinte Sabine Feige , die in der Gruppe locker und frei Redensarten zum Besten gab. Sprichwörter und Reime sind zum Üben ideal, weil sie sich in jedes Gespräch einbringen lassen.

Wie die Nordsteimker Theatergruppe beweist, sind junge Menschen für Platt zu begeistern. Technik und soziale Medien werden genutzt, um Platt bekannt zu machen; Musikgruppen von Folk bis Rap bekommen immer mehr Fans. Ein neues Format wird am 30.September in Vorsfelde präsentiert: Zum Abschluß des Sommergartens der St.Petrus-Kirchengemeinde gibt es den „Plattdüütsch-Dag“ mit Hilka Jeworrek, die als „Ballerdutje“ im Internet bekannt ist. Mit ihrer Kompetenz als Sprachwissenschaftlerin und komödiantischem Talent sind Information und Unterhaltung garantiert; Vorsfelder und Wolfsburger Plattspräkerinnen tragen heiter und ernsthaft Gedanken, Geschichten und Lieder vor.

Das nächste Treffen der Gruppe findet in Vorsfelde statt: Am 8. Juni ab 17 Uhr im Schwalbennest An der Meine 27. Bei gutem Wetter geht es nach draußen in den Insektengarten von Rita Deiders und Alfred Riebe. Dort wird dann Gärtnerplatt gesprochen und plattdeutsche Tiernamen vorgestellt.

Rita Deiders

Ernst-August-Str.7

38448 Wolfsburger

Tel. 0151 54 15 23 85

05363-74021

Rätsel

Wat is, wenn de Schosteinfejer in´n Snei fällt?

En ganzet Huus vull Eten – de Dör awer vorjetten.

Wie kummt de Haas obern Barch, wenn´t rejent?

Wer hatt Oogen un kann nich kieken?

Fief Löcker in ein Lock, wat is dat?

Wo liet de Haas an´n wärmsten?

Et is mien, awer annere Lüe bruket et veel mehr as ik?

Winter

Dat Ei

natt

de Kartuffel

Handschauh

in de Pann

mien Name

Siegfried Mahlmann, Platt in de Schaul

Leiwe Lüe,

achter de Wulken schient de Sünn, un dat is sau ok in Vossfelle.

Die Hoffnung auf Weiterführung des Plattdeutschen Kreises zerschlug sich aus vielen Gründen: geeignete barrierefreie Räume sind Mangelware, Lokale öffnen erst gegen Abend, wenn die Teilnehmer nicht mehr gern unterwegs sind, Krankheits- und Todesfälle belasten die Gemeinschaft und und und…

Nach Lösungen suchten die Wolfsburger Plattsnacker bei einer Zusammenkunft am 29. Juni in Wendschott. Siegfried Mahlmann wies auf digitale Angebote hin, ferner gibt es von der Lüneburger Landschaft Unterrichtsmaterial und Seminare.

Beim Allerfest am 2. Juni konnten wir Interesse wecken und danch bei halbprivaten Treffen und Telefonaten Kontakte knüpfen und festigen.

Rolf Ahlers, Plattbeauftragter der Braunschweiger Landschaft, erteilte beim Sommerfest

am 28. August eine Lektion „Platt für Anfänger“ mit Texten, Gedichten und Liedern. Nach kurzer Zeit trauten sich doch recht viele, mitzusprechen und mitzusingen. Es kam ja darauf an, gemeinsam Spaß zu haben!

Klönschnack und Glühwein auf dem Weihnachtsmarkt am Ütschenpaul ergaben die Idee für einen kompletten Neustart. Am Donnerstag, den 20. Februar traf sich eine kleine feine Runde im Schwalbennest An der Meine. Wir lasen reihum Stippstöreken und Vertelljes, eine „Schaulmestersche“ und „Bauer Piepenbrink“ zeigten Talent und wieder hatten wir viel Spaß. Verabredet wurde, dass wir uns künftig jeden zweiten Donnerstag im Monat ab 17 Uhr im Schwalbennest treffen. Eine Mitwirkende vom niederdeutschen Theater Braunschweig wird dabeisein.

Theaterfahrten waren früher sehr beliebt, darum besuchen wir am 30. März eine Aufführung des niederdeutschen Theaters Braunschweig. Aufgeführt wird das Stück „Bonny und Clyde“ im KULT Hamburger Str.

Außerdem weise ich auf die Internetauftritte von „Ballerdutje“ Hilka Jeworrek hin, eine gebürtige Wolfsburgerin, die am Länderzentrum für niederdeutsch in Bremen arbeitet und unser ostfälisch auf frische moderne Art präsentiert. Vielleicht kommt sie ja auch mal nach Vorsfelde?

Aschermittwoch, 22. März 2023

Rita Deiders

Platt in Pottwosthusen
Ratslag
von Irmgard Grote

Föhl un denk un doo dat Rechte!
Wahr´ dik vor´t Gemeine, Slechte!
Lehr wat un bliew ümmer flietig!
Fang din Wark an, frisch un tiedig!
Gah dienn Weg, ahn´Forcht un Wanken!
Un vergett nich, Gott tau danken!
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De Papagei
von Gertrud Schnelle

In einen Zooladen kümmt ein Kerl un will for siene Frau einen Papagei köpen. De
Ladenbesitzer hat ok sofort einen schönen bunten Vagel da. Hei lowet den Papagei in de
höchsten Töne. Tellt alle siene Vorrdeile op, seggt ok wie schön de Vagel reden kann!
Wenn du de Kette an sienem linken Bein treckest, denn seggt dat Dier.“Guten Morgen“,
treckest du de Kette an sienem rechten Bein, seggt hei: „Guten Abend.“
De Papagei sitt ganz stille op siene Stange.
„Un wenn ick nu an beide Ketten trecke?“ seggt de Kerl, de den Papagei köpenn will.
„Denn falle ick op de Klappe!“ röpt de Papagei.
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Wat is en Kavalier?
Von Frieda Bittersohl

Fritzchen döört eines Tages mit Mudder inne Stadt
wo Mudder wat tau besorgen hat.
Sei künnnt nu nich alle Wege gahn,
un fäuert ok mal mit de Stratenbahn.
Et is bannig vull, un ok mächtig warm,
un da kümmet ne junge Frau mitten Kind oppen Arm.
Un Fritzchen, as lütjen höflichen Jungen
is denn ok gliecks to Höchten gesprungen.
Un dä junge Frau, dä freut sick gewiss,
dat Fritzchen son höflichen Jungen is.
Sei seggt. „Dat is nett, und ich danke dir;
Du bist ja ein kleiner Kavalier.“
Den anderen Dag inne Schaule, da süllt nu dä Gören
ok mal wat von Fritzchen hören.
Un dä Lehrer, dä seggt nu sau dütt un datt,
un wat dütt un datt Wort tau bedüen hat.
Un mit einmal,da fällt ein dat grade sau in,
un et kummt em dat Wort Kavalier in den Sinn.
Un hei seggt: „Kinder, nun saget mir,
doch mal, was ist wohl ein Kavalier?“
Da shütt Fritzchen sin Finger aber pile tau Höchte,
weil hei doch gern watt seggen möchte.
Un hei röppt: „Herr Lehrer, ick wett, ick wett
dat is ein, der ne Frau mitten Kind sitten lett!“
Vorgetragen von Rita Deiders am 25. Oktober in der Heimatstube Vorsfelde
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Lat ´ne man sick hierher setten!
Von Krischan Rakebrandt

Wer in de Kerken den Gottesdienst stört, de kann swar bestrafet wern. Da gifft et ´n
Gesetze vor.
As aber mal in Piesau de ole Burgvogt Baukhorst den Pastor in de Preddig underbroken
hat – un dat lut, hat et kein Naspeel geben. Dat kamm so:
De ole Burgvogt sitt midde veelen annern Sünndags in de Kerken. De Pastor preddiget
von de Kanzel run. Dat was aber keine dulle Preddig. De Pastor rede un dröhne un kamm
nich von ´r Stidde. An düssen Dage harre hei et midde Petrus un in einen Striepen ging
dat bi öhne so: „Petrus war ein Jünger des Herrn. Der Herr hatte zwölf Jünger. An welche
Stelle sollen wir nun Petrus setzen? Sollen wir ihn neben Johannes setzen? Oder sollen
wir ihn neben Lukas setzen? Oder setzen wir ihn lieber zu Matthäus? Wohin, meine liebe
Gemeinde, sollen wir ihn setzen?“
So ging dat denne ´ne ganze tiedlang. Denne aber word et den Burgvogt tauveel un hei
raup tau `r Kanzel hoch: „Lat `ne sick man hierher setten – ick will mick midde öhne woll
verdragen!“