Imkerhaus
Ansicht aus dem Jahre 1910 (der Stall rechts ist noch vorhanden) statt des großen Tores ist eine Haustür zu sehen
Nach späteren Erweiterungen und Umbauten ist der ehemalige Innenraum heute nicht mehr zu erkennen. Hinter dem Tor öffnete sich eine große Däle (7,65×11,50 m) und 3,4 m Höhe. Darüber befanden sich zwei Stockwerke und der Boden. Die große Radwinde, mit der die Waren aufgezogen wurden, war 1896 noch erhalten. 1667 war es wegen der hohen Lasten nötig die Decke verstärkt abzustützen. Die beiden Obergeschosse kragen mäßig vor und sind mit Bodenluken versehen. Im ersten Stock gab es einige Zimmer, die als Herberge für Fuhrleute dienten. Die genaue Beschreibung der Verzierungen der Fassade kann in den Bau- und Kunstdenkmälern nachgelesen werden.
Die Balken sind mit mehreren Sprüchen versehen.- Der erste spricht für den Humor des Erbauers:
++ Allen denen, die mich kennen, Wünsch ich doppelt (was sie mir g)önnen. Impensis Hans Kriegeisen anno MDX°C ++
++ Ach Gott wie gern ich wissen wollt, Für wem ich mich doch hüten sollt, (Wenn sagt der M)und „Gott grüsse Dich“, So meint das Herze „hüte Dich“. ++
Der Oberstock hat einen Erkervorbau und auch hier gibt es eine Balkeninschrift.
++ So wahr ich lebe, will ich nicht den Tod des Sünder, sondern dass er sich bekehre und lebe fromm (frei nach Hesek. 33,11). H(ans) K(riegeisen) ++
++ Gott zu Ehren und seinem Wort Ist dies Haus gebaut an diesem Ort. ++
Hesekil 33,11: So wahr als ich lebe, spricht der Herr, ich habe keinen Gefallen am Tode des Gottlosen, sondern daß sich der Gottlose bekehre von seinem Wesen und lebe. …
An der Schwelle rechts findet sich die Angabe: „Gott zu Ehren und seinem Wort Ist dies Haus gebaut an diesem Ort.“
Der Stall rechts zum Hof wurde später (1811) angebaut und bei der Renovierung 1940 entfernt. Propst Lehmberg schrieb in der Kirchenchronik, daß durch die Instandsetzung im letzten Sommer das Haus mit seiner neuen Vermalung recht schmuck aussieht und eine Zierde des Ortes geworden sei.
1956 wurde im vorderen Teil der Däle ein Ladengeschäft eingerichtet. Nach Zeitschriften- und Süßwarenkiosk, der Anzeigenannahme Aller Zeitung und einem Handarbeitsgeschäft kann man dort heute seine Hunde pflegen lassen.
Seit Anfang der 50er Jahre hält der Bus direkt vor dem Hause.
Über mehrere Generationen blieb das Haus im Besitz der Familie Kriegeisen. 1670 übernahm die Erbtochter Catharine die Geschäfte und heiratete 1681 den Korporal Hans Hoppe, der 1693 verstarb. Nun übernahm sein Vetter Güntzel Hoppe das Haus und Geschäft. Seine Witwe heiratete Daniel Andreas Koch, einen Chirurgen, der das Korngeschäft nicht fortführte und nur die „Herbergierung“ neben seinem eigentlichen Beruf betrieb. Nach seinem Tod ging der Besitz an die Familie Sievers weiter.
In der Beschreibung des Flecken Vorsfelde wird 1760 Jürgen Friedrich Sievers als Besitzer genannt.
Der Grundsteuer Cataster nennt folgende Besitzer:
Pag 70 ass30, Gruß Joh. Friedr.Daniel Schmacher Kinder; jetzt Gruß Minna unverehel.; jetzt Imker Heinrich Drechsler; jetzt Imker Carl Ackerbürger; jetzt Imker Richard Reihebürger.
Folgende Besitzer werden von Spangenberg benannt:
1598 Christoph (Stoffer) Stellfeld, +1598; Hans Kriegeisen; Jakob Kriegeisen; Hans Stellfeld; Jakob Stellfeld; 1670 Catharine Stellfeld; 1681 Hans Hoppe; Güntzel Hoppe; 1706 Daniel Andreas Koch; Joh. Caspas Sievers; Gebhard Hr. Sievers; Heinrich Ludwig Friedrich Gruß; 1880 Wilhelm Imker. Karl und Richard Imker, 1967 Heinz Imker
Literatur:
Wilhelm Spangenberg, Vorsfelder Chronik, Drömling –Druck für Heimatverein Vorsfelde, 1975
P. J. Meier, Die Bau- und Kunstdenkmäler des Herzogthums Braunschweig, 1. Band die Bau- und Kunstdenkmäler des Kreises Helmstedt, Verlag von Julius Zwissler, Wolfenbüttel 1896, S. 153 folgende
Kirchenchronik Band I, S 170/171 (1940)
Grundsteuer Cataster Vorsfelde, Juni 1871, Ortsarchiv Vorsfelde Nr. RFo 1
Friedrich Brandes, Die Fachwerkbauten der Stadt Vorsfelde, 1974
Beschreibung des „Flecken Vorsfelde“, 1760, Abschrift vom 2.10.1897, Stadtarchiv Abt Vo 119
Dr. Meinhardt Leopold