Haus Grete

Das Haus hat die Versicherungsnummer ass97. Das Grundstück mit Wohngeschäftshaus ist seit 1712 im Besitz der Familie Grete gewesen. Wilhelm Grete (1677-1719) hatte die einzige Tochter des „großen Vogtes“ Ludwig Schrader geheiratet. Das Haus ist dreimal abgebrannt – Silvester 1604/05, 1780 und 1798.

Bürgermeister Wilhelm Grete führte das Geschäft bis 1708. Danach folgte sein ebenso tüchtiger Sohn Johann Heinrich Grete (1708-1767). Durch großzügigen Handel und zahlreiche Kriegslieferungen legte er den Grundstock zu einem beträchtlichen Vermögen. Er vermittelte die Lieferung von Stiefeln für ganze Regimenter und gab dadurch vielen Schustern in Vorsfelde und Wittingen Arbeit und Verdienst. Das damalige Wohnhaus hatte zwei Schornsteine und war mit Ziegeln gedeckt. Dazu gehörte eine Scheune im Hof. Der Wert war mit 1050 Talern angegeben. Ein Hinweis findet sich auf einer Steintafel im Treppenhaus des jetzigen Hauses Lange Str. 36.

Die Witwe von Johann Heinrich Grete heiratete Christian Julius Heinrich Schnorre (1767-1801). 1750 vererbte sie testamentarisch den Besitz an die Erbengemeinschaft Ch.J.H.Schnorre, Joh.Ludw.Wilhelm Grete und Joh. Anton David Grete.

Die Zeichnung von Reinhold Spatz wurde dem Aussehen im 19. Jahrhundert von Meinhardt Leopold angepaßt

Das 1780 abgebrannte Haus wurde auf dem ursprünglichen Tonnengewölbe wieder aufgebaut. Der Brand war im Nachbarhaus ausgebrochen und durch den Nordwestwind wurden noch acht weiter Häuser mit erfaßt. Die Höhe des Brandschadens wurde durch das mitverbrannte Warenlager des Kaufmannes Schnorre im Greteschen Haus über den Gebäudewert hinaus gesteigert. Distriktbaumeister Honig drang beim Wiederaufbau auf eine Begradigung der Meinstraße. Trotz Beihilfen des Staates hielten sich die betroffenen Bürger nicht alle an den von Honig vorgegebenen Plan und verzichteten im Fall Schnorre sogar bewußt auf die Zuschüsse

Carl Wilhelm Anton Grete wurde durch Auszahlung bzw. Erbe Besitzer des Hauses. Bekanntheit erhielt er wegen seines Bürgermeisteramts – 1841-43 und 1851-56 – und als „(18)48ger“. Aufgrund seiner liberalen Haltung wurde er zum Namensgeber der Carl-Grete-Medaille, der höchsten Auszeichnung Vorsfeldes.

Seine Erben waren Carl Friedrich Wilhelm Grete, Heinrich Wilhelm Otto Grete und Emilie Dorothea Friederike Therese verh. Steingroll. Durch Erbschaft und Auszahlung war Albrecht Grete der letzte seiner Familie im Besitz des Hauses. 1911 verkauft Albrecht, der in Danzig lebte, durch Auktionator Behrens für 30000 Reichsmark an Johannes Stoppelhaar aus Vorsfelde. J. Stoppelhaar betrieb eine Weinhandlung u Destillation, die bis 1920 Bestand hatte.

20.8.1941 wurde diese Tafel, die auf das Verweilen von Hoffmann von Fallersleben bei seinem Freund Carl Grete hinweist, angebracht.
1935 befand sich nach dem Bekleidungsgeschäft von Kurt Radder das Schuhgeschäft von Richard Senger im Erdgeschoß.
Im Schaufenster spiegelt sich die gegenüber liegende Fassade des Vorsfelder Hofes, der heutigen Verwaltungsstelle.

1945 eröffnete Dr. Dr. Herbert Stoppelhaar hier seine Praxis. Nach dem Tode von Johannes Stoppelhaar ging das Haus zunächst in den Besitz seiner Witwe Milly über und dann auf Dr. Herbert Stoppelhaar. 1949 nach dem 2. Weltkrieg hatte das Wäsche- und Bettengeschäft Mellin hier seinen Sitz, das auch die Möglichkeit hatte Federbetten zu reinigen. Am 10.7.1967 weihte die Deutsche Bank ihre damalige Filiale ein.

Am 3.3.1980 eröffnete der Friseur Joachim Klier seinen Salon. Ihm folgte der Salon Frisoeteber. Inzwischen sind Juliane Klier und Angelo Perrino mit „Joe’s Barber“ eingezogen. Linkerhand findet sich jetzt nach der Deutschen Bank das Eiscafe S. Marco.

1992 machte Dr. Herbert Stoppelhaar im Rahmen des Offenen Denkmals eine Führung, bei der er den Lastenaufzug auf dem Boden zeigte. Wie auch die Kaufmannstruhe im Eingangsbereich erinnert der Aufzug an das Kaufmannshaus Grete.

2008 ließ Dr. Stoppelhaar eine Sandsteintafel mit dem Text „Wohnhaus vom Kaufmann und Bürgermeister Carl Grete, geboren 23.5.1810, gestorben 16.2.1871“ anbringen

Das heutige Aussehen des Hauses Lange Straße 36

Literatur und Quellen:

Adreßbuch Stadt Wolfsburg, Stadt Fallersleben, Stadt Vorsfelde, 1952:

Adressbuch Kreis Helmstedt 1956:

Adressbuch Kreis Helmstedt 1960:

Adressbuch Helmstedt 1965:

Adressbuch Helmstedt 1971/72:

Straßen- und Häuserverzeichnis der Stadt Vorsfelde, 30.6.1968:

Örtliches Telefonbuch Vorsfelde Ausg Okt 1953:

Entwurf zum Verzeichnis der Kulturdenkmale Stadt Wolfsburg, 12.5.1993:

Grundsteuercataster Vorsfelde ab Juni 1871, Ortsarchiv R Fo 1

Wilhelm Spangenberg, Vorsfelder Chronik, Vorsfelde 1975, Drömling Druck für Heimatverein Vorsfelde: S. 34, 49 und 78

Vorsfelder Geschichte Bd I S. 138, 140, 141, 147 und 148

Dr. Herbert Stoppelhaar, 10.1.1994: Auszüge aus dem Liegenschaftskataster des Amtsgerichtes Vorsfelde

Dr. Meinhardt Leopold